Erneuter Aujeszky-Fall im Burgenland
Während bereits zu Beginn des Jahres 2024 ein Jagdhund im Mittelburgenland am Aujeszkyvirus erkrankte, wurde Ende November ein weiterer Fall im Bezirk Neusiedl/See bestätigt. Beide Revierhunde verendeten unweigerlich.
In Fachkreisen wird der Erreger der Aujeszkyschen Krankheit als SHV1 (Suid Herpesvirus 1) bezeichnet. Als natürliche Wirte für dieses Virus gelten das Haus- und Wildschwein. Ein charakteristisches Merkmal der AK bei Schweinen ist die lebenslange Viruslatenz. Dies bedeutet, dass Schweine, die sich einmal mit dem Erreger infiziert haben, ein Leben lang Träger des Virus bleiben. Gleichzeitig ist jedoch nicht davon auszugehen, dass infizierte Schweine das Virus permanent ausscheiden und somit eine Gefahr für unsere Hunde darstellen. Die Ausscheidung erfolgt dann, wenn eine Beeinträchtigung des Immunsystems vom Schwein vorliegt. Ein Möglicher Faktor dafür kann z.B. Stress sein. Fachleute vergleichen diese Situation mit dem Herpes simplex Virus besser bekannt durch das Symptom Fieberblase bei uns Menschen.
Klinische Symptome beim Schwarzwild, welche offensichtlich auf die Erkrankung hinweisen würden, sind im Normalfall nicht vorhanden. Bis auf seltene Ausnahmen, scheinen kaum Fälle dokumentiert zu sein, bei denen das Wildschwein körperlich beeinträchtigt und nachweislich mit dem Virus infiziert war.
Bei sogenannten Fehlwirten nahezu alle anderen Säugetiere neben Schweinen, jedoch insbesondere Fleischfresser verläuft diese Erkrankung mit höchster Wahrscheinlichkeit tödlich. Dabei greift das Virus das zentrale Nervensystem an und beschädigt dieses massiv. Ausgenommen sind lediglich Primaten, Einhufer und Menschen.
Die Folge sind neurophysiologische Symptome, wie beispielsweise Benommenheit und Unkoordiniertheit im Anfangsstadium. Der Zustand des Tiers verschlechtert sich dabei rapid. Im weiteren Verlauf können außerdem Symptome wie Futterverweigerung, Depression, Unruhe, Angst, Atemnot, ausgeprägtes Speicheln, Schluckbeschwerden und Erbrechen auftreten. Als Leitsymptom der AK wird allerdings ein starker Juckreiz (insbesondere an den Behängen bzw. am Kopf) beschrieben, welcher das Tier dazu veranlassen kann, dass es sich durch Kratzen regelrecht selbst verstümmelt. Fieber scheint eher eine untergeordnete Rolle zu spielen, wenngleich in manchen Fällen auch darüber berichtet wird.
Wie kann sich der Jagdhund anstecken?
Die größte Gefahr scheint hierbei von sämtlichen Sekreten (Nase, Augen, Geschlechtsteile, ausgenommen Harn) virustragender Schweine auszugehen. Fachleute gehen davon aus, dass sich infizierte Hunde überwiegend bei direktem Kontakt mit diesen Körperflüssigkeiten oder der Aufnahme von Aufbruch aber auch Aas anstecken. Schweiß hingegen, dürfte laut Fachmeinung, bei der Übertragung keine Rolle spielen, da sich das Virus über das Nervensystem und nicht über das Blut ausbreitet. Begründet wird dies unter anderem damit, dass es im Hinblick auf die zahlreichen Nachsuchen und hohen Schwarzwildstrecken viel häufiger zu AK bei Jagdhunden kommen müsste, wenn das Virus über Schweiß leicht übertragbar wäre.
Wie kann ich meinen Hund bestmöglich schützen?
Abgesehen davon, dass sämtliche Teile (Wildbret, Aufbruch, etc.) von Schweinen niemals roh verfüttert werden sollten, ist dies ebenso riskant, wenn sich der Hund beispielsweise während der Jagdausübung oder Streckenlegung selbst bedient. Bei der Nachsuche soll, laut Fachleuten, darauf geachtet werden, dass der Hund keine Pirschzeichen aufnimmt. Insbesondere bei Lungenschüssen sei dies zu bedenken, da die Lunge im Fall einer AK sehr infektiös ist. Naturgemäß sollte der direkte Kontakt zu Schwarzwild somit auf ein Minimum reduziert werden.
Was kann der Tierarzt tun?
Eine Behandlung erkrankter Hunde die den tödlichen Ausgang der Infektion aufhalten könnte gibt es leider nicht. Dieser kann lediglich mit Schmerzmitteln helfen oder den Hund erlösen.
Aufgrund des rasanten Krankheitsverlaufs versterben betroffene Tiere nach spätestens vier bis fünf Tagen nach Einsetzen klinischer Symptome.
Kann ein Infizierter Hund einen anderen Hund anstecken?
Es scheint keinen bekannten Fall zu geben, bei dem eine Übertragung von Hund zu Hund stattgefunden hat – auszuschließen scheint es laut Experten aber nicht zu sein.
Warum gibt es keinen Impfstoff oder Medikamente für Hunde?
Die Begründung hierfür liegt wohl in den weltweit verhältnismäßig geringen Fallzahlen. Die Pharmaindustrie sieht keinen finanziellen Nutzen darin, hinsichtlich einer Therapiemöglichkeit zu forschen.